Fakten statt Stimmungsmache

HOSI Linz stellt klar

In den letzten Tagen wurde in verschiedenen Medien und durch politische Wortmeldungen erneut versucht, Stimmung gegen queere Menschen und jene Einrichtungen zu machen, die sie unterstützen.
Konkret nimmt die HOSI Linz Stellung zu den jüngsten Aussagen von
FPÖ-Stadtrat Michael Raml sowie zur Berichterstattung rund um den Fall „Walter alias Waltraud“ und den Verein COURAGE.

COURAGE stellt klar: Keine Mitwirkung an Personenstandsänderung

Nachdem Boulevardmedien – allen voran die Kronen Zeitung und Heute – mit Schlagzeilen wie „Psychiater für Frau Walter: 130.000 Euro Förderung“ oder „Von Walter zu Waltraud: LGBTIQ-Verein erhält 130.000 Euro“ den Eindruck erweckt hatten, der Verein COURAGE sei in fragwürdige Abläufe verwickelt, sah sich die Beratungsstelle gezwungen, öffentlich Stellung zu nehmen.

Wie Mag. Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstellen COURAGE, in seiner Stellungnahme klarstellt, hat die Person „Walter alias Waltraud“ keinerlei Hilfestellung oder Stellungnahme der COURAGE für eine Personenstands- oder Vornamensänderung erhalten.
Die gegenteilige Darstellung in den genannten Medien ist nachweislich falsch.

Insgesamt fällt auf, dass dieser „Fall“ mehr durch Emotionalisierung als durch Fakten getragen wird.

„Diese Form der Berichterstattung stigmatisiert trans Personen, schürt Misstrauen gegenüber Fachstellen und arbeitet letztlich jenen zu, die auf Kosten Betroffener Stimmung machen“, so Dr. Michael Müller, Vereinssprecher der HOSI Linz.

Die HOSI Linz erinnert daran, dass journalistische Arbeit auch eine gesellschaftliche Verantwortung trägt:
Wer über LGBTIQ*-Themen berichtet, sollte dies mit Sachkenntnis, Sorgfalt und Sensibilität tun – und nicht mit Überschriften, die Klicks generieren, aber Betroffene verunsichern.
Fakten müssen von Meinungen unterscheidbar bleiben, besonders dann, wenn Berichterstattung geeignet ist, öffentliche Vorurteile zu befeuern oder bestehende Diskriminierung zu verstärken.

COURAGE arbeitet seit vielen Jahren nach internationalen Standards der WPATH (World Professional Association for Transgender Health) sowie den Behandlungsempfehlungen des Gesundheitsministeriums.
Das multiprofessionelle Team besteht aus anerkannten Fachkräften im psychologischen, therapeutischen und sozialarbeiterischen Bereich und leistet unverzichtbare Arbeit für die psychische Gesundheit und Sicherheit von LGBTIQ-Personen und ihren Familien*.

„Wer Einrichtungen wie COURAGE diskreditiert, greift nicht nur eine Beratungsstelle an, sondern auch die Menschen, die dort Hilfe suchen“, betont Müller.

LGBTIQ+* Kompetenzzentrum Linz: Eine städtische Einrichtung, die wirkt

Die von Stadtrat Dr. Michael Raml (FPÖ) kritisierte Einrichtung, das LGBTIQ+* Kompetenzzentrum Linz, ist eine Einrichtung der Stadt Linz. Raml hatte zuletzt erklärt, „das Steuergeld sei bei den Kernaufgaben der Stadt besser aufgehoben als bei ideologischen Randgruppenprogrammen“ – und forderte unter Verweis auf den Sparzwang der Stadt Linz das Ende der Förderung für das Kompetenzzentrum.

Dabei bietet die Einrichtung queeren Personen, deren Partner*innen, Angehörigen und Freund*innen niederschwellige, situationsadäquate Unterstützung in Form von Erstberatung, Information und Vernetzung.

Mit den Vereinen BILY und COURAGE hat das Zentrum starke fachliche Partner*innen an seiner Seite.
Es ist ein Ort der schnellen Hilfestellung, Beratung sowie des Austauschs, konzipiert als Clearing- und Erstanlaufstelle.
Die Angebote sind kostenlos, professionell und unbürokratisch – und damit genau jene Art sozialer Infrastruktur, die Menschen tatsächlich erreicht.

Bekanntes Problem: Zu wenig psychologische Versorgung – speziell für Jugendliche

Schon lange vor der Corona-Pandemie war hinlänglich bekannt, dass Jugendliche in Österreich ein viel zu kleines Angebot an psychologischer und therapeutischer Betreuung vorfinden.
Seit der Pandemie hat sich diese Situation noch weiter zugespitzt – mit steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen, insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
(Quellen: Kontrast.at, 2021, ORF.at, 2025, Bundesministerium für Soziales, 2023)

„Gerade queere Jugendliche erleben Belastungen oft noch stärker – und genau hier setzt das Kompetenzzentrum an: Es fängt auf, bevor Krisen entstehen“, erklärt Müller.

Ausbau statt Kürzung

Wenn also – wie Stadtrat Raml insinuiert – jeder Cent genau gezählt werden müsse, dann wäre es wirtschaftlich und sozial völlig unsinnig, ausgerechnet dort zu kürzen, wo durch niederschwellige Unterstützung und Früherkennung größere Folgekosten verhindert werden können.
Das LGBTIQ+*- Kompetenzzentrum ist daher kein „Randgruppenprogramm“, sondern eine Investition in Prävention, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Gesundheit darf nicht ideologisch gefiltert werden

Auf seiner Website schreibt Gesundheitsstadtrat Michael Raml, er setze auf „schnelle, unkomplizierte und flächendeckende Hilfe und Beratung“, damit alle Linzer*innen gesund bleiben.
Klingt fast wie die Beschreibung des LGBTIQ+*- Kompetenzzentrums der Stadt Linz.

„Worin liegt also das Problem? Offenbar darin, dass die Bedürfnisse queerer Menschen in seinem Verständnis von Gesundheit keinen Platz haben“, so Müller.
„Gesundheit und Zugang zu Beratung sind Grundrechte – keine Privilegien für bestimmte Gruppen.“

Politische Verantwortung heißt: schützen statt spalten

Die HOSI Linz appelliert an alle politischen Entscheidungsträger*innen, seriöse Facharbeit zu respektieren und Menschen, die Hilfe suchen, nicht zum Spielball populistischer Kampagnen zu machen.

„Linz zeigt mit dem LGBTIQ+* Kompetenzzentrum, dass eine offene Stadtpolitik Verantwortung übernimmt – ein Gedankengang, der bei Herrn Stadtrat Dr. Raml wohl noch nicht angekommen ist“, betont Müller abschließend.

Quellen:
https://kontrast.at/psychische-erkrankungen-kinder-corona/

https://wien.orf.at/stories/3322678/

Psychische Gesundheit von österreichischen Jugendlichen (HBSC Factsheet 01 aus Erhebung 2021/22)

Stellungnahme COURAGE:
https://www.courage-beratung.at/2025/11/06/stellungnahme-zum-fall-walter-alias-waltraud

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